Baugeschichte der Kirche

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Wie bei vielen Wallfahrtskirchen rankt sich um deren Entstehung ein Kranz von Legenden. Für Waldzell ist uns folgendes überliefert: "Holzfäller retteten eine im Wasser des Baches schwimmende Marienstatue und erbauten auf dem Steindlberg hiefür eine kleine Holzkapelle, die jedoch durch schwere Regengüsse zerstört wurde; die Statue aber wurde an den Fundort zurückgeschwemmt. Wiederum erbaute man eine Kapelle am Berg, und wiederum schwemmte das Wasser die Statue zur alten Fundstelle zurück. Nun erst errichtete man eine Kapelle dort, wo die Statue ursprünglich ans Ufer geholt worden war. Diese Kapelle entwickelte sich in der Folge zu einer beliebten Wallfahrtsstätte. Besonders am Kalten Kirtag (dem ersten Sonntag nach dem Dreikönigsfest), aber auch an den drei "Goldenen Samstagen" erfreute sich die Wallfahrt zu dieser Kapelle regen Zuspruchs, vor allem bei den Innschiffern. Wer die Frühmesse am "Kalten Kirtag" besuche, so hieß es, sei vor dem Ertrinken gefeit."

Die erste Kirche dürfte aus einem einfach gehaltenen romanischen Altarhaus (Presbyterium) und einer scheunenartigen Vorhalle bestanden haben. Der Umbau zu einem spätgotischen Gotteshaus erfolgte etwa zwischen 1480 und 1490. Die Bauformen und das Rippengewölbe lassen auf diese Jahreszahl schließen. In der Baugliederung lässt sich eine überraschende Ähnlichkeit mit der Kirche in Utzenaich, welche die Bauzahl 1493 trägt, feststellen. Die gesamte Anlage der Kirche zeigt auch stilistisch Beziehungen zu den Bauten des Stephan Krumenauer, dessen bedeutenstes Werk ja die von 1439 - 1466 erbaute Braunauer Stadtpfarrkirche ist. Dieser Bau hatte großen Einfluß auf die Neubauten des Innviertels, eventuell auch auf die Errichtung der Waldzeller Pfarrkirche, die ein typischer Bau des Bayerisch-österreichischen Grenzgebietes ist.

Veränderungen am Äußeren der Pfarrkirche wurden im Laufe der Jahrhunderte vor allem am Turm vorgenommen: Der ursprünglich wahrscheinlich gotische Spitzturm (ähnlich der Kirche in Mehrnbach) wurde um 1750 im Stile des Barock umgestaltet. Turmrenovierungen erfolgten u.a. in den Jahren 1897, 1960, 1968 und zuletzt 1974/75, nachdem ein Orkan am 14. Juli 1974 den Helm weggerissen und auf den Friedhof geschleudert hatte. Auf der 1904 errichteten zweiten Empore wurde im selben Jahr von der Firma Breinbauer aus Ottensheim eine neue zweimanualige Orgel mit 14 klingenden Registern aufgestellt.

Eine Generalsanierung der Kirche erfolgte in den Jahren 1920 - 1922. Bei der nächsten größeren Kirchenrenovierung im Jahr 1957 wurde das Dach neu eingedeckt. Auch den Innenraum gestaltete man völlig um: das Presbyterium wurde um zwei Stufenhöhen abgesenkt, die Lourdeskapelle zu einer Beichtkapelle umfunktioniert sowie die sechs großen Fenster mit färbigem Antikglas versehen. Die letzte großen Kirchen-Außenrenovierung wurde 1997 abgeschlossen. 1998 erhielt die Kirche eine neue Orgel der Firma Rieger aus Dornbirn, die man auf der 1. Empore errichtete, nach dem die aus dem Jahr 1904 stammende 2. Empore abgetragen worden war. 1999 wurde die Sakristei neu gestaltet.

 

letzte Änderung am 23.04.2024 08:41:15